Silvia Hauptmann- Photographie
Ausstellungseröffnung: 31. Mai 2014, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 31. 5. - 20. 6. 2014
20 Uhr // Konzert mit dem Leipziger Tango-Orchester Camerata Bayres
Der Mensch lebt in einer hoch arbeitsteiligen Gesellschaft, in der er sich als Konsument wenig für diverse Produktionsprozesse interessiert und diese in ihrer Komplexität auch kaum überblicken kann. Arbeitsprozesse finden in hochmodernen, automatisierten und international vernetzten Produktionsstätten statt, aus denen der körperlich „arbeitende Mensch“ immer mehr verschwindet oder in denen er schon gar nicht mehr anwesend ist. Bedenkt man, dass das Netz aus Produktion, Konsumtion und Distribution auch immer ein Spiegelbild der jeweiligen Gesellschaft und ihres Selbstverständnisses ist, so erhält der „verschwindende Mensch“ eine neue Qualität. Ein markantes Beispiel finden wir noch heute in dem Begriff „Fordismus“, der im engeren Sinn die moderne und schnell zum Vorbild avancierte Fließbandarbeit in den Fabriken des Henry Ford beschreibt, darüber hinaus aber den Eintritt einer ganzen Gesellschaft in den Massenkonsum einschließt.
In einen dieser Kreisläufe der modernen Arbeitswelt ist Silvia Hauptmann eingedrungen. Über zwei Jahre hat sie das hochgradig funktionale und dabei emotional aufgeladene AUTOMOBIL in seinem Entstehen und Vergehen begleitet. Wir erfahren in einer zyklisch angelegten Fotoarbeit, welche Produktionskreisläufe diverse Materialien durchlaufen, wobei die Fotografin ihnen von Leipzig nach Riesa, Eisenhüttenstadt und zurück nach Leipzig folgte. Beim Recycling wird Abfall zu hochwertigem Rohstoff sozusagen „zurückveredelt“. Dieser längst alltägliche Kreislauf lässt sich an Silvia Hauptmanns ausdrucksstarken Fotografien erfahren, mit denen sie die Schwelle von der bloßen Dokumentation hin zur eigenen künstlerisch-fotografischen Ästhetik überwindet.
Mag den Autoherstellern selbst das Vergängliche an sich eher wenig werbeträchtig erscheinen, dürften sie es, angesichts schwindender Rohstoffvorräte, gleichwohl längst als unverzichtbare Ressource zu schätzen wissen.
Silvia Hauptmanns Arbeiten „schweben“ im Neubau der galerie KUB und laden ein, zu disktutablen Werten unserer Gesellschaft Position zu finden.