Ausstellungseröffnung: "Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora"
Mittwoch, 19.03.2014, 19 Uhr
Eröffnungsvortrag von Jens-Christian Wagner, Direktor der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Neben Informationen zur Entstehung der Ausstellung wird Jens-Christian Wagner in die Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma in den 1930er Jahren einführen sowie zur Zwangsarbeit in den Lagern des KZ Mittelbau sprechen. Thematisiert werden sollen auch die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Anerkennung der Sinti und Roma als so genannte "rassisch Verfolgte" und die damit verbundene und lange verschleppte Entschädigung der Überlebenden durch Behörden in der BRD und der DDR.
Donnerstag, 27.03.2014, 19 Uhr
Zeugnisse von Sinti und Roma im Erinnerungsarchiv des AJZ e.V. Dessau
Vortrag und Film von Jana Müller
Seit 1998 sammelt das Zeitzeugenarchiv des Alternativen Jugendzentrums Dessau Zeugnisse von Verfolgten des Naziregimes. 2004 entstanden erste Kontakte zu überlebenden Sinti, einige dieser ZeitzeugInnen berichteten zum ersten Mal außerhalb der Familie von ihrer Verfolgung und fanden mit Unterstützung des Jugendzentrums Dokumente des Leidensweges von Familienangehörigen. Das AJZ forschte nach Spuren der Sinti aus Dessau-Roßlau, die Anfang 1938 aus der Stadt vertrieben wurden. So entstanden eigene Filmproduktionen wie zum Beispiel der Dokumentation "Was mit Unku geschah - Das kurze Leben der Erna Lauenburger". Ein Interview des AJZ mit Franz Rosenbach bereichert die Ausstellung "Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora".
In der Veranstaltung stellt Jana Müller den Bestand des Archivs mit dem Schwerpunkt Sinti und Roma vor, berichtet von der Zusammenarbeit und dem sehr persönlichen Kontakt mit den ZeitzeugInnen sowie den Reaktionen Jugendlicher auf die ZeitzeugInnen, den aus dem Vermächtnis resultierenden Verantwortlichkeiten der Veröffentlichung von Materialien und der Vorbereitung auf die Zeit ohne direkte ZeugInnen/ Überlebende des Völkermordes an den Sinti und Roma.
Montag, 31.03.2014, 19 Uhr
"Sie gehören nirgendwo dazu und sind doch überall zu Hause". Die Gegenwart der "Zigeuner"- Wissenschaften
Vortrag von Tobias von Borcke
Das "Forum Tsiganologische Forschung" ist am Institut für Ethnologie der Universität Leipzig angesiedelt und bezeichnet sich selbst als "einzige deutsche Institution, die sich aus ethnologischer Perspektive mit den transnationalen, nationalen und lokalen Gruppen der Roma/Zigeuner beschäftigt". Es möchte nicht an die lange Tradition der wissenschaftlichen (Re-)Produktion antiziganistischer Stereotype anknüpfen, sondern eine differenzierte Darstellung ziganer Kulturen in ihrer Heterogenität leisten. Einer Tsiganologie auf der Höhe der Zeit dürfe es nicht um die Bestimmung eines wie auch immer gearteten Wesens der 'Zigeuner_innen' gehen, sondern darum, Minderheitengruppen in ihrem Wechselverhältnis mit der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft zu verstehen. Die Ansätze der aktuellen "Zigeuner_innen"- Wissenschaft sind allerdings durchaus heterogen: Einige Veröffentlichungen fallen durch die Kolportage von Gerüchten auf dem Niveau der Klatschpresse auf, während andere Arbeiten antiessentialistische Ansprüche verfolgen. Aber auch ihnen gelingt es oft nicht, sich von Stereotypen zu lösen. Dies wirft die Frage auf, ob Tsiganologie jenseits antiziganistischer Klischees überhaupt möglich ist.
Tobias von Borcke studiert in Berlin Geschichte und ist in der historisch- politischen Bildungsarbeit tätig. Er ist Mitherausgeber des Sammelbandes "Antiziganistische Zustände 2. Kritische Positionen gegen gewaltvolle Verhältnisse".
Zusätzliches Angebot: Workshop "Geschichte und Gegenwart des Antiziganismus"
Die Initiative "Geschichte vermitteln" bietet bei Interesse einen Workshop zum Thema Antiziganismus an.
Bei Interesse wenden sie sich bitte per Email an geschichte_at_public-ip.org.
Öffnungszeiten: Mi-Sa 16-20 Uhr
Veranstalter:
Initiative "Geschichte vermitteln"
c/o Projekt Verein e.V.
Koburger Straße 3, 04277 Leipzig
E-Mail: geschichte@public-ip.org
http://geschichtev.ge.funpic.de/
in Zusammenarbeit mit:
Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Permoser Str. 15, 04318 Leipzig
www.zwangsarbeit-in-leipzig.de
Mit freundlicher Unterstützung von
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig