Das Internationale Performancefestival Leipzig widmet sich auch in diesem Jahr wieder der ganzen Spannbreite von Performancekunst. In der Performancekunst finden sich zahlreiche Anknüpfungspunkte zu Bereichen der darstellenden Kunst, der bildenden Kunst, der Literatur, Musik und Tanz, dabei bewahrt sie ihre spezielle Authentizität. Nach wie vor machen die spartenübergreifenden Tangenten und verschiedenen Präsentationsformen es schwierig, eine alles umfassende Definition zu geben. Aber vielleicht muss das auch nicht sein, sondern macht gerade deshalb diese Feld so geeignet für Experimente und ist ein Grund, warum sich diese Kunstform in den letzten Jahren gesteigerter Beliebtheit erfreut. Die Performancekunst als Freiheit und Freiraum für Künstler_in und Publikum, bei der es gleichberechtigt neben visuell und akustisch Greifbaren um das Gefühl geht.
Generell gilt, dass Zeit, Raum und Publikum die wesentlichen Komponenten sind. Dazu gehört das offene, oder hintergründige agieren mit den anwesenden Gästen vor Ort, beziehungsweise das Spiel mit deren Abwesenheit. Die Auswahl des Raumes, in der die Performance stattfindet, beziehungsweise die Auflösung dessen in einen öffentlichen Raum. Und die zeitliche Spanne der Aufführung, innerhalb von Sekunden vollzogen wird, beziehungsweise in Form eines ’duration pieces’ zwischen mehren Stunden, oder gar Tagen stattfindet. Performance kann kaum merklich unterbewusst zur Geltung kommen, oder fantastisch initiiert sein. Vor allem aber kann Performance kurz vor der eigentlichen Aufführung – je nach Situation – modifiziert werden, das Element des Spontanen und der Flüchtigkeit sind Wesentliche uns sie kommt zumeist ohne viel Hilfsmittel aus, beziehungsweise findet diese im profanen Raum. Und natürlich findet man für all diese Eingrenzungsversuche Performances, die nunmehr seit 5 Jahren in Leipzig präsentiert werden.
Neu im diesem Jahr ist das „Newcomer – Programm“ am Donnerstag, den 29. 11., wobei es hier keine Altergrenze gibt, sondern auf die Beschäftigungsdauer mit Performancekunst abzielt. Wie jedes Jahr wird das Festival von einem Theorieprogramm begleitet, in diesem Jahr werden am Freitag, den 30. 11. Dani Ploeger aus London und Samstag, den 1.12. Prof. Else Gabriel aus Berlin eine Einführung geben.
ABLAUF:
Dienstag, 27.11.2012
Eröffnungsperformance
Werk II
20.00 Uhr
Beide Messies (Deutschland/Schweiz)
Dienstag, 27.11.2012
Eröffnungskonzert
galerie KUB
22.00 Uhr
BROKOF (Leipzig/Berlin)
Donnerstag, 29.11.2012
Geschwister-Scholl-Haus (Institut für Kunstpädagogik)
18.00 Uhr
NEWCOMER - PROGRAMM
Christopher Utpadel (Leipzig)
Frauke Schmidt (Leipzig)
Claudia Kühn (Leipzig)
Ines Seumel (Leipzig)
Donnerstag, 29.11.2012
Hochschule für Grafik und Buchkunst
19.00 Uhr
BBB Johannes Deimling (Oslo)
Donnerstag, 29.11.2012
galerie KUB
20.00 Uhr
Lotte Kaiser (Dresden)
Cynthia Hösterey (Dresden)
Luis Lüps (Berlin)
Jos Diegel & Sandra Hanschitz (Offenbach/Berlin)
Freitag, 30.11.2012
galerie KUB
19.00 Uhr
THEORIE
Dani Ploeger (London)
PERFORMANCE
Aron Lesnik (Leipzig)
Angelika Waniek (Leipzig)
Nicola Frangione (Monza)
Mike Hentz (Berlin)
Sonnabend, 01.12.2012
galerie KUB
19.00 Uhr
THEORIE
Else Gabriel (Berlin)
PERFORMANCE
Dani Ploeger (London)
Anja Ibsch (Berlin)
Jörn Burmester (Berlin)
Marcio Carvalho (Berlin)
Es führt durch die Abende: Nicki Kwiatkowski (Leipzig)
INFORMATIONEN:
Beide Messies
DIE WÄNDE VERLEUFT JA IN UNSEREN KÖPFEN!
Lieder und Tänze über Klassenunterschiede, klasse Unterschiede,
Probleme der Kunst mit den Leuten und religiöse Enttäuschungen.
Beide Messies treten beide auf der Schnittstelle von Art Brut und Art Garfunkel, mit dem Ziel letzte Ordnungen zu verschaffen. Dank erotisch-intelligent dargebrachten Liedern gelingen dem Tänzer und Songwriter Andreas A. Müller (Ost-BRD) und dem Cellisten und Komponisten Bo Wiget (Nord-Schweiz) lustig lichte Augenblicke im düsteren Allerlei. Ihre Konzerte sind zwischen Performance, Tanz, Kabarett und Art-Happening einzuordnen.
Dazu bringen Beide Messies gerne alles mit: Wappen, Krawatten, Aufkleber, Bravo-Poster, Berufsmanteltüte, einen Handschuh, eine Herkulesstatue, Zettel, eine Tasse, Spielgeld, Cello, beide Ukulelen, einen gelben Luftballon, Keyboard, Nasenflöte, Akkordeon, ein Fell, und gefüllte Titel wie beispielsweise „Wenn die Armen den Reichen ihre Arme reichen“, „Diskohunger“, „Inderprovinz” oder “Arbeit issen heisses Eisen” (in verschiedenen internationalen Dialekten gesungen und getanzt).
BROKOF, das sind vier: Arne Bergner, Fabian Brokof, Christian Kohler und Rocco Weise. 2007 gründeten die Berliner ihre Band, doch kennen sie sich zu dieser Zeit schon sehr lange. Bis in die Kindheitstage hinein reicht so manche Beziehung und gemeinsame musikalische Vergangenheit noch dazu. Aber nicht nur das. Das eifrige Quartett bringt auch ein eigenes Studio hervor, genannt Popschutz Studio und ein Label namens GoldrauschRecords. Alles da also, um ordentlich Musik zu machen. Ordentlichkeit, ja Perfektionismus und Songdienlichkeit, die, die es dem Song recht macht, nicht dem Ego, die lieber einfach ist als überladen – das alles ist der Band sehr wichtig. Sie nehmen sich viel Zeit für ihre Lieder, sind hart mit sich selbst und dabei auch ein wenig hermetisch. Doch Ruhe und Enklave lohnen sich..
Im Oktober 2012 erscheint das zweite Album Side By Side bei GoldrauschRecords / Rough-Trade. Diesmal dreizehn Songs, mehr Pop, genauso viel Sinn. BROKOF wollen noch viel erreichen, sogar die Unerreichbaren. Und vor allem wollen sie eins: authentisch sein, was irgendwie eklig ist und sie damit zu etwas Besonderem macht. Der taz-Redakteur hat vermutlich recht: „Bands wie BROKOF werden heutzutage eigentlich nicht mehr hergestellt.
Adressen:
galerie KUB
Kantstraße 18
04275 Leipzig
www.galeriekub.de
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Academy of Visual Arts
Lichthof
Wächterstr. 11
04107 Leipzig
http://www.hgb-leipzig.de/
Geschwister-Scholl-Haus
Institut für Kunstpädagogik
Ritterstraße 8 − 10
04109 Leipzig
http://www.uni-leipzig.de/studienart/
Werk II
Kulturfabrik Leipzig
Kochstraße 132
04277 Leipzig
http://www.werk-2.de/