BlueScreen - Reihe für Performancekunst
Berliner Performer Stammtisch
zu Gast in Leipzig: Aline Benecke, Jörn J. Burmester, Florian Feigel, Anja Ibsch
Performance
Rambo Revisionist
von und mit Jörn J. Burmester und Florian Feigl
Vor zehn Jahren erklärte Präsident W dem Bösen in der Welt den Krieg. Zehn Studenten aus Hamburg mit Teppichmessern hatten keine Angst vor dem Tod, und ein bärtiger Prophet mit sanften Augen wurde zum Schrecken des Westens. Die Performer Jörn J. Burmester und Florian Feigl (später in einer Allianz mit Henrik Vestergaard Friis und Dariusz Kostyra) unternahmen es, mit einer Serie von Performance Lectures die neue Weltlage zu klären. Als Lektürehilfe diente ihnen der Film "Rambo III" mit Sylvester Stallone. Der Übersoldat, den nicht Gott, sondern Colonel Trautmann erschaffen hatte, in dessen Körper der Krieg wohnte, erwies sich als zuverlässiger Reiseführer durch die Berge Afghanistans und die Abgründe der medialen Repräsentation des Bösen.
Zehn Jahre später. Stallone hat den lang erwarteten Abschluss der Rambo Saga 2008 endlich vorgelegt. Rambo ist auf die Ranch seines Vaters zurückgekehrt. Im Netz kursiert ein Video, das einen alten Mann schräg von hinten beim Fernsehen zeigt – als Beweis für Osamas Tod. Burmester und Feigl haben ihr Denken radikalisiert, Methoden und Strategien verändert. Alle sind zehn Jahre älter. Und der Krieg gegen das Böse geht weiter.
In ihrer neuen Performance-Serie nehmen sich Burmester und Feigl das Material der "Rambo Lectures" noch einmal vor, um es neu zu befragen: Wo bleibt das Böse, nachdem die letzten Helden zu alt geworden sind, und sie es nicht mehr in ihren Körpern aufbewahren können? Längst scheinen wir in einem umfassenden, in Nano-Partikel fragmentierten Krieg zu leben. Das Böse hat sich von der Festplatte in die Wolke verflüchtigt, es kommuniziert in sozialen Netzwerken, es steckt in jeder privaten Beziehung, bietet sich in jedem Supermarktregal an. Jede Webseite, jeder Satz, der gesprochen wird, jede Handlung und jedes Gebet verbreiten es weiter.
Lässt sich dieses Böse noch bekämpfen? Und wenn ja, mit welchen Waffen?
Einen kleinen Vorgeschmack gibt es HIER.
Performance
Aline Benecke picture this.... Orientalism at its best.
Zurück zum Fremdsein: Ich bin aufgewachsen mit den Geschichte über das là-bas, war aber hauptsächlich im europäischen ici.
Meine Erfahrung von, über und mit Algerien ist genährt von Fotografien und orientalischen Mythen. Diese Bogen spinne ich weiter. Ich habe eine Sammlung an fremden Fotografien und Geschichten wie aus 1001 Nacht im Gepäck mit denen ich mir meine morgenländische Identität erdichte. Stell Dir vor.... picture this...
Aline Benecke studierte in Paris, Berlin und Gießen. Während ihres Studiums realisierte sie eigene Arbeiten in Zusammenarbeit mit Anderen; in Paris war sie Mitglied und Schauspielerin der Compagnie T.O.C., deren Produktionen regelmäßig vom ministère des affaires culturelles subventioniert - und in Paris aufgeführt wurden. In Gießen war sie Mitglied des Kollektivs Monster Truck. Die Produktion live tonight! wurde u.a. zum Spiel Art Festival, Impulse Festival, zum Körber Studio für junge Regie und Mist Festival eingeladen. Aktuell lebt sie in Berlin, wo sie eigene Arbeiten im Rahmen von Residenz-Programmen entwickelt. Zudem ist sie Teil vom Team des Performer Stammtisches.Momentan beschäftigt sie sich mit der Thema des Faltenwurfs von Textilien und dem damit verbundenen Begriff der Geschmeidigkeit.
http://www.monstertrucker.de /
Jörn J. Burmester ist Performancekünstler, Autor, Kurator und lebt in Berlin. Burmester studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und New York. Nach Anfängen im Freien Theater der 1980er Jahre entwickelt er seit 1996 Solo- und Gruppenperformances, die er in ganz Europa zeigt. Zur Zeit gilt sein besonderes Interesse dem Gebrauch von Sprache und Zufallsoperationen in der Performancekunst. Organisation und Produktion von Performanceveranstaltungen und Symposien sind integraler Teil seiner künstlerischen Praxis. Er ist Gründungsmitglied und Kurator des Performer Stammtisch in Berlin (www.performerstammtisch.de) und kuratiert, organisiert und erklärt Performancekunst in unterschiedlichen Kontexten und Medien, häufig in Kollaborationen mit Florian Feigl.
Florian Feigl entwickelt und zeigt seit 1997 Performancekunst in Deutschland und Europa. Die zentralen Bewegungen seiner Arbeit haben häufig missglückende Balancen, ungünstige Voraussetzungen oder Abstürzen als Ausgangspunkt. Teils geplant, teils zufällig erfahren diese Dynamiken gegenwärtig immer wieder Echos aus Bereichen wie künstlerischer Forschung, Organisation von Wissen oder Anwendung künstlerischer Strategien innerhalb urbaner, gesellschaftlicher und unternehmerischer Prozesse. Neben den Soloarbeiten betreibt Feigl mit Otmar Wagner die Wagner-Feigl-Forschung/Festspiele und veranstaltet im Team mit Jörn J. Burmester und Janine Eisenächer die monatliche Reihe Performer Stammtisch. Schwerpunkt der aktuellen künstlerischen Arbeit ist der 24 stündige Videofilm "300".
Anja Ibsch ist als Künstlerin und Kuratorin in den Bereichen Performance und Installation seit 1993 aktiv, lebt und arbeitet in Berlin. Im Umkreis der Berliner Performance-Kunst tätig, schafft sie Werke, die sich intensiv mit der Erforschung von persönlichen, kulturellen und sozialen Aspekten der menschlichen Präsenz beschäftigen und im Zuge dessen mit der Recherche um Ausdauer und Toleranzgrenze des eigenen Körpers. In ihren vielfältigen Arbeiten sucht sie eine Verbindungen zwischen ihrem Körper und der Erde als Material, von der Einverleibung des Staubes eines jeweils spezifischen Ortes, zur Darbietung ihrer Haut als Nistplatz für Würmer und anderes Getier, bis hin zu sanften Momenten, wenn Eis auf ihren Augen schmilzt.