Die Ausstellung "Pronuncio: Amor" von Magdalena von Rudy zeigt unter anderem eine Auswahl ihrer Videoarbeiten und das Raum-Objekt "LOVE SHACK".
Bei den Arbeiten SCENA, MEDUSA und PRONUNCIO: AMOR handelt es sich um Digitalvideos, dessen Ausgangspunkt im Pathos und der Artifizialität der emotionalen Darstellung in Bezug auf Liebe, Leidenschaft, Tod, Eifersucht etc. im filmhistorischen Kontext unter der Prämisse der geschlechtsspezifischen Verhaltenscodes liegt. Sie basieren auf Zitaten aus verschiedenen Holywoodfilmen.
Das Maßgebliche für jede von den drei Videoarbeiten ist die Tonspur, die zuerst als Zusammenschnitt aus verschiedenen Film-Dialogelementen, Soundeffekten oder Filmmusik entsteht. Ähnlich einem Playback bei einem Musikclip sind hier die Lippenbewegungen und Darstellungsweisen nach der Tonspur synchronisiert.
Die Materialität des Filmmediums ist stark reduziert. Kameraführung wie auch der Filmschnitt sind nicht vorhanden. Das Geschehen auf der Leinwand findet immer in der Echtzeit statt und das auf mehreren Ebenen gleichzeitig, da alle Figuren von einer Person ( Magdalena von Rudy ) gespielt werden und ständig im Bild zu sehen sind. Das Geschehen offenbart sich im Gesicht der Spielenden, die fast ausschließlich mit ihrer Mimik die Emotionen darstellt.
Das Video CARRIE VS MIRANDA erzählt in 2:40 Minuten in Folge von 67 kurzen Schnitten einen nonverbalen Dialog zwischen zwei Mädchen aus zwei verschiedenen Filmen.
Die Arbeit deutet auf eine Szene hin, die in dieser Ausführung nie auf der Leinwand stattgefunden hat, nämlich auf die Szene aus Italo-Western in denen kurz vor dem Schuss zwei Outlaws sich gegenüber stehen und die Kamera auf ihre Augen zoomt, um die Spannung bis zu diesem Moment bis einer feuert, zu verlängern.
Und so Auge in Auge stehen Carrie versus Miranda und halten gnadenlos ihren gegenseitigen Blick stand. Die Szene wird jedoch in diesem Fall nicht mit den dramaturgischen Mitteln eines Spielfilms beendet sondern löst sich in der Endsquenz bei jedem Schnitt in dem kontinuierlichen Zoom auf die Augenpartie bis die angedeutete Geschichte rein formal in den Großaufnahmen der beiden Augen und immer mehr sichtbaren Pixelung des Bildes endet.
LOVE SHACK ist ein Raum-Konstrukt, dass einer Hütte auf Stelzen bzw. einem Hochsitz ähnelt, und wird hier grundsätzlich als Äquivalent zu einer Art räumlich - psychologischem Diagramm benutzt, um die Dialektik des Draußen und Drinnen zu formulieren. Es ist ein Versprechen auf Orte, die bekannt und gleichzeitig anders sind als die Vorgefundenen. Magdalena von Rudy entwirft ein differenziertes Geflecht aus möglichen Beziehungen, die einen Ort im Inneren und im Verhältnis zum Außen ausmachen.
Die Verflechtung von Intimität und Öffentlichkeit, von Innenraum und Landschaft, die sich in der Installation spiegelt, erzeugt eine Spannung, die ferner eine Weisung auf ein konstruiertes Geheimnis ist. Auf den Außenwänden befinden sich Rudimente in Form von Fotos, Bildern, Staubabdrücken intimer Räume, die durch eine ergänzende Perzeption eine narrative Struktur aufweisen. Im Inneren der Hütte befindet sich die Andeutung einer Landschaft oder vielleicht doch der mittelalterliche hortus conclusus, der eifersüchtig verschlossene Garten in einer sicheren und idealisierten Welt?
Durch den Einsatz von Karton, Papier und Holzresten wie auch durch die Dimension selbst, hat die Rauminstallation stets einen modellhaften Charakter. Die Arbeit von Magdalena von Rudy artikuliert zum einen eine Reflexion an subjektzentrierten Weltentwürfen, zum anderen generiert sie neue Wahrnehmungsweisen in Bezug auf private und öffentliche Orte.