Jürgen Tetzlaff schafft in der Zeichnung “Eins“ die Illusion eines “aufgeschlitzten Raums“: Er rammt einen neongelben, kegelförmigen Spalt ins Bildzentrum.
Kerstin Fischer verklebt in ihrer Wandarbeit “o. T.“ ein Stück Papier mit der Mauer, um es später - nach dem Prinzip der Decollage - größtenteils wieder abzuschaben – zurück bleibt auch hier: der „aufgeschlitzte Raum“.
Christian Aberles Arbeit “I.O.U. II“ aus Algen auf Glas entstand unter Verwendung einer aufgeklebten Schablone, deren Entfernung die monochrom gewachsene Fläche aufschlitzt und Spuren der vorangegangenen Entwicklungsphase durch Entfernung allmählich offen legt.
Die drei Agitatoren suchen in ihrer Kunst, jeweils mit den ihnen bestimmten Mitteln, nach Statik und Stabilisierung, also: Harmonie, aber auch nach dem Sonderbaren und Indifferenten.
Die Verbindung dieses Künstlertrios besteht in der grenzgängerischen, Medien erweiternden, Herangehensweise; Medienübergreifend entweder auf der Ebene der Illusion – wie in Jürgen Tetzlaffs Zeichnungen – oder radikal das Medium und seine Grenzen hinterfragend und damit auflösend, wie in Kerstin Fischers Objekten, die zwischen den Dimensionen der zweiten und dritten Ordnung ständig changieren. Christian Aberle inszeniert mit Hilfe der offensichtlich greifbaren Form der Zeichnung Objekte, die in ihrem Resultat nicht ohne weiteres zu greifen sind und nach dem Erfassen durch den Logos nur mit Hilfe der Emotion zu einer Aussage führen können.
Bei aller Emotion: Das Motiv des Aufschlitzens und Faltens trägt eine aggressive Komponente. Deshalb ein Sinnbild zum Abschluss:
Ein Reiter – offensichtlich in einer Kampfrüstung – ersticht einen Drachen. Eine Szene der Grausamkeit und Erregung, die Figur und sein Pferd sind am Rand der Destabilisierung. Dennoch wird die Szene zum Abbild der Tugend und des Triumphes – optisch verstärkt durch die Gestalten, die diese Kampfszene im Raum umgeben und ihre - durch den Künstler herausgearbeiteten - schwärmerischen Faltengewänder.
Kuratoren Franziska Eißner & Christian Liefke