Unter dem Titel VADOMORI werden zwei Fotoserien der in München lebenden Künstlerin Bianca Patricia vereint. Ihnen gemein ist die Implikation von Vergänglichkeit unter dem Faktor von Luxus und Üppigkeit.
Vado mori - Gedichte entstanden im hochmittelalterlichen Kontext und markieren den literarischen Anfang der bildnerischen Herausbildung der Totentanz-Motivik. Dabei fällt auf, dass innerhalb dieser Kunstgattung die Darstellung vom Tod mit dem Mädchen dominieren. Leiblicher Zerfall im Sinne von Vergänglichkeit kann in diesen Darstellungen mit Schönheit und Erotik verbunden werden. Die drei Lebensalter des Weibes oder Vanitas betitelt Hans Baldung Grien sein Gemälde von 1510 und Vanitas heißt: Erotik.
Die Fotoserie Nature Morte - Sehnsucht ist formal an Stillleben-Darstellungen des 17. Jahrhunderts orientiert. Die versteckte erotische Symbolik von geöffneten Blüten und schimmernden Perlen wird durch das geschickte und ungenierte arrangieren von Sexspielzeugen aufgebrochen und als barockes Buket postmoderner Mentalitäten präsentiert. Das Sexspielzeug dient einzig dem Zweck der kurzzeitigen Befriedung ungesteuerter, um nicht zu sagen, unproduktiver Triebe und versinnbildlicht mit diesen Eigenschaften den Luxus der westeuropäischen Gesellschaft.
Die Fotoserie der Intangibles reiht sich hinsichtlich ihrer Bedeutungsebene von Luxus bei gleichzeitigem Verfall in das barocke Vanitas-Stillleben ein. Die Künstlerin Bianca Patricia verbrannte auf einem Stahlsockel kostbare Erinnerungsstücke und wertvolle Gegenstände. Das skulpturale Ergebnis, das Flamme und Material produzierten, wurde im Augenblick der Vernichtung fotografisch festgehalten. Ein intangibles, ein so genannter immaterieller Vermögenswert, wurde festgehalten, der die Wechselwirkung von Dauer und Flüchtigkeit, materiellen Besitz und Transzendetalität verbildlicht und Vanitas heißt auch: Nichtigkeit.