Ein Magnetbanduntergrund-Vergleichs-Matinee
Talk + Live: Trottel presents Talayapa (Post-Punk-Psychedelic-Duo, Budapest) feat. MCH (Prag)
Die Magnetband-Kassette war das gängige Mittel der Zirkulation sub- und gegenkulturellen Klangmaterials hinterm Eisernen Vorhang. Das gilt für die DDR, wie aktuell dargestellt in der Verbrecher Verlag-Publikation »Magnetizdat DDR«, aber auch für die anderen Bruderländer des Ostblocks. Wie demnächst nachzulesen im Sammelband »Unearthing the Music« (Spector Books), der als Ansatz und Anlass einer öffentlichen Ost-Erweiterung der Magnetbanduntergrund-Untersuchung fungiert. »Magnetizdat East« führt dabei zwei herausragende Figuren des damaligen Geschehens zum Diskurs zusammen und zugleich mit aktuellen Sounds auf die Bühne: Tamás Rupaszov (Trottel/Budapest) und Mikolas Chadima (MCH Band, Prag)
Die 1982 als Punkband begründeten Trottel debütierten 1989 mit frickligem Hardcore in Frankreich und veröffentlichten Anfang der 1990er in der BRD bei X-Mist. Danach aber, im Sound immer psychedelischer werdend, auf dem eigenen Label Trottel Records, das zuvor illegal als Teil der Punk-Internationale mittels Kassetten agierte. Das aktuelle Projekt Trottel pres. Talayapa ist die minimalistische Ableitung all dessen, reduziert auf Drums, Samples und Bass, jedoch performt auf gleichbleibend hohem energetischem Niveau.
In einer abschließenden Session kommen Mitglieder der MCH Band aus Prag hinzu, die 1982 von Mikoláš Chadima gegründet wurde. Dieser ging mit Extempore Ende der 1970er von Prog zu Punk und später mit der MCH Band weiter zu Industrial-Experimenten, betrieb aber nicht zuletzt seit 1975 mit Fist Records das wohl früheste Kassetten-Label des Ostens. Zugleich agierte er westlich vernetzt. So performte er 1981, einmalig außer Landes gelassen, in London mit Chris Cutler und Mitgliedern von This Heat oder The Work. Zur Grenzüberschreitung gehörte aber auch, dass er mit der MCH Band deutsche Texte vertonte, darunter solche des Ex-DDR-Dissidenten Jürgen Fuchs.